Stefan Schäfer holte souverän seinen 4. DM-Titel in Folge bei den Stehern
Reichelsdorfer Keller – Ideales Rennwetter, viele begeisterte Zuschauer und ein rasanter spannender Rennverlauf prägten am Samstag am Reichelsdorfer Keller das Bild eines rundum gelungenen großen Renntages. Die 15. Deutsche Stehermeisterschaft auf der Reichelsdorfer Piste wird als großer sportlicher Erfolg in die Analen des kleinen „Verein-Sportplatz“ eingehen. Dafür sorgten die acht Teilnehmer des Endlaufes, die den treuen fränkischen Steherfans ein herrliches DM-Finale über eine Stunde boten, bei dem sich der Cottbusser Stefan Schäfer mit seinem Nürnberger Schrittmacher Peter Bäuerlein souverän seinen vierten Meistertitel in Folge holte, vor Franz Schiewer (Cottbus) mit Schrittmacher Gerd Gessler und dem Vize-Meister des Vorjahres Nico Heßlich (Cottbus) mit Schrittmacher André Dippel.
Alles Gewinner, Sportler vlnr: Gessler, Schiewer, Schäfer, Bäuerlein, Heßlich und Dippel. Gratulanten: Zentara, Anna Nürminger, Jasmin Zentara und Richard Bartsch
Lokalmatador Thomas Steger vom RV Union 1886 Nürnberg konnte leider nicht wie erwartet einen Podiumsplatz erkämpfen. Er verlor nach zwanzig Minuten in einem mitreißenden Duell mit Franz Schiewer die Rolle seines Schrittmachers Thomas Ruder und damit völlig seinen Rhythmus. „Das war heute einfach nicht mein Tag“, stellte Steger zerknirscht fest, nachdem er im Finale den fünften Platz belegte.
Guten Besuch gab es trotz hochsommerlicher Temperaturen bereits am Freitagabend bei den beiden DM-Vorläufen über jeweils 40 Kilometer. Schade nur, dass die Zahl der Teilnehmer mit nur dreizehn Meldungen weit hinter den Erwartungen zurückblieb, wobei außerdem ein Fahrer wegen Erkrankung absagen musste. Ex-Meister Mario Vonfof, Beauftragter des Bundes Deutscher Radfahrer für den Derny- und Stehersport, zeigte sich ebenso wie Bahnchef Andreas Zentara zurecht verärgert: „Da muss etwas geschehen, denn Fahrer und Schrittmacher gibt es ja wesentlich mehr“, sagte Mario Vonhof, der am Samstag seinen 42. Geburtstag feierte. Den 1. Vorlauf, der mit fast 80km/h extrem schnell gefahren wurde, gewann Titelverteidiger Stefan Schäfer in 30:26,0 Minuten vor dem Aachener Robert Retschke. Mit je einer Runde Rückstand folgten Daniel Harnisch (DHfK-Leipzig) und Stefan Lange (Bad Doberaner SV 90) auf den Plätzen. Auch sie hatten sich damit für das Finale qualifiziert. Im zweiten Vorlauf, der mit 33:53,8 Minuten wesentlich langsamer gefahren wurde, war Thomas Steger nicht zu bremsen. Der Lokalmatador verwies Franz Schiewer, Nico Heßlich (beide Cottbus) und Moritz Kase (Gütersloh) rundengleich auf die Plätze. Damit standen die vier weiteren Endlaufteilnehmer fest.
Neben Marcel Kuban (RV Union 1886 Nürnberg) und Christian Passenheim (RV Blitz Barmen), starteten beim „Kleinen Finale“ über 30 Kilometer Christoph Schwerdt, Alexander Riedel (SSV Heidenau), Roman Woda und Jan Puschmann (RC Herpersdorf). Nach 75 Runden/30km verwies Christoph Schwerdt Marcel Kuban und Christian Passenheim sicher auf die Plätze.
Vor dem mit Spannung erwarteten DM-Finale über eine Stunde stiegen einige Promis, darunter Nürnbergs Sportbürgermeister Dr. Clemens Gsell, die einstige Slalom-Weltcup-Siegerin Christa Zechmeister, und die ehemalige Tennis-Weltranglistenspielerin Claudia Porwik für einen guten Zweck in den Sattel. Sie unterstützen damit den Verein „Engelein e.v.“, der Spenden sammelte und eine Tombola zugunsten krebskranker Menschen durchführte. Anschließend gab Mittelfrankens Bezirkstagspräsident und Schirmherr dieser Veranstaltung, Richard Bartsch, seit Jahren treuer Steherfan, den Startschuss für den DM-Finallauf ab.
Titelverteidiger Stefan Schäfer und sein Schrittmacher Peter Bäuerlein nahmen es gelassen, dass sie die achte und damit letzte Startposition gelost hatten. Sie rollten sich in den ersten zehn Minuten völlig stressfrei ein. Ganz anders sah es an der Spitze des Achterfeldes aus. Bereits nach acht Minuten attackierte Thomas Steger, der aus Position vier in den Endlauf gegangen war, den führenden Cottbusser Franz Schiewer. Unter großem Beifall der begeisterten Zuschauer kam es zu einem harten Zweikampf, in dem sich Schiewer, von Schrittmacher Gerd Gessler clever geführt, energisch durchsetzte. Eine erste Vorentscheidung fiel dann nach zwanzig Minuten, als Thomas Steger, dem die Startnummer „13“ offensichtlich kein Glück brachte, erneut Schiewer angriff und dabei böse ins Schwimmen geriet. Auch an Schiewer war der harte Zweikampf nicht spurlos vorüber gegangen. Ganz offensichtlich fehlten ihm die Reserven, als wenige Minuten später der Nürnberger Schrittmacher Peter Bäuerlein den Gashahn richtig aufdrehte und mit Titelverteidiger Stefan Schäfer unaufhaltsam an die Spitze stürmte, die er bis ins Ziel souverän verteidigte. Beim Kampf um die Plätze konnte Schiewer Position zwei erfolgreich verteidigen vor Nico Heßlich, dem Vize-Meister des Vorjahres und dem Aachener Robert Retschke.
Ein souveränes Gespann, Stefan Schäfer und Peter Bäuerlein
Für Stefan Schäfer, bei dem im August die Abschluss-Prüfungen zum Polizeikommissar bevorstehen, war es der vierte Steher-Titel in Folge. Ein bisher einmaliger Rekord im deutschen Stehersport, dem selbst der Bochumer Steherlegende Walter Lohmann bei insgesamt zehn Meistertiteln versagt blieb. Dass Stefan Schäfer in allen Ausdauer-Disziplinen des Bahnradsports zur absoluten deutschen Spitzenklasse zählt, beweist eindrucksvoll seine außergewöhnliche Erfolgsbilanz: Viermal wurde er deutscher Meister mit dem Bahnvierer, zweimal in der Einer-Verfolgung, je einmal im Zweier-Mannschaftsfahren und bei den Derys – zusammen mit seinen vier Erfolgen als Steher gewann er bisher zwölf deutsche Meisterschaften! Der Ehrgeiz des 31-jährigen Allrounders ist trotzdem ungebrochen. Sein nächstes großes Ziel hat Stefan Schäfer fest im Auge: „Natürlich möchte ich heuer in Berlin auch meinen Titel als Steher-Europameister erfolgreich verteidigen“. Der gleichen Meinung ist auch sein routinierter Schrittmacher Peter Bäuerlein, der am Samstag nach drei DM-Titeln mit dem Berliner Florian Fernow (2012-2014) am Samstag seine siebte DM in Folge gewann!
Bahnchef Andreas Zentara, seine fleißigen Vereinsmitglieder und ehrenamtlichen Mitarbeiter haben großes Lob verdient und auch erhalten: „Wir haben in Nürnberg wieder eine großartige deutsche Stehermeisterschaft erlebt“, schwärmte der BDR-Vize-Präsident Udo Sprenger aus Wiesbaden.
Besonderer Dank gilt auch der Familie Nürminger (Nürminger Group), welche die Deutsche Meisterschaft durch ihr Engagement und das Sponsoring erst ermöglichte!
Manfred Marr